Existenz Gottes

Der Spruch “Gott ist tot” ist zumindest in den Philosophie-Fakultäten dieser Welt schon lange nicht mehr hip. Verschiedene Entwicklungen der letzten Jahrzehnte haben die Diskussion über Gott wieder sehr valide werden lassen. Einige der besten Philosophen unserer Tage (wie Richard Swinburne, Alvin Plantinga oder William Lane Craig) sind Theisten.

Für die berühmten Atheisten des letzten Jahrhunderts wie Bertrand Russell oder Aldous Huxley war es leichter ihre Position zu vertrete als heute. Drei naturwissenschaftliche Entwicklungen sind dafür verantwortlich:

  1. Die Big-Bang Theorie zeigt, dass das Universum nicht unendlich ist. Die Frage nach der Ursache seiner Entstehung (seid Jahrtausenden bekannt unter dem Kosmologischen Gottesbeweis - aktuelle Darlegung in Must the Beginning of the Universe Have a Personal Cause? und Kalam Cosmological Argument Video) ist wieder sehr valide geworden (Kritik).
  2. Entdeckung des Fine-Tunings unseres Universums (Erläuterung siehe Fine Tuning Video). Unabhängig von einer Erklärung warum es überhaupt ein Universum gibt, stellt sich die Frage, warum unser Universum so ist, wie es ist (Kritik zum Fine-Tuning).
  3. Unsere wachsenden Erkenntnisse über die DNA (bzw. junk DNA siehe auch Schaltplan menschlichen Erbguts). Darwin konnte die menschliche Zelle noch für einen Eiweißklumpen halten. Wir wissen, dass das heute Anders ist. Einer der bedeutensten Atheisten der jüngsten Zeit ist aufgrund der Forschungsergebnisse in der DNA zum Theisten geworden (siehe Antony Flew).

Es ist heute sehr einfach an Gott zu glauben. Daran ändern auch die “neuen” Atheisten wie Richard Dawkins oder Sam Harris nichs. Die Kriitk an einer rein naturalistischen Erklärung kommt durchaus aus den eigenen Reihen (siehe Why the Materialist Neo-Darwinian Conception of Nature Is Almost Certainly False und The Devil’s Delusion).


Fußnoten

Kritik Gott als Designer

In Der Gotteswahn legt Richard Dawkins seine zentrale Argumentation gegen Gottes Existenz dar. Im ditten Punkt erklärt er, warum man sich nicht vom “Anschein des Designs” im Universum täuschen lassen soll:

“Die Versuchung (an einen Designer zu glauben) ist falsch, weil die Designer-Hypothese sofort zum viel größeren Problem führt: “Wer designte den Designer?”

Dies ist aus (mindestens) zwei Gründen problematisch:

  1. Damit eine Erklärung gut ist, muss man nicht eine Erklärung für die Erklärung haben. Wenn Archeologen irgendwo Speerspitzen und zerbrochene Töpfe ausbuddeln, schließen sie daraus, dass diese von Menschen gemacht wurden. Keiner würde auf die Idee kommen zu sagen “Halt, wir können das nicht sagen, weil dann die Frage auftaucht: Woher kamen diese Menschen?”
  2. Gott ist nicht geschaffen sondern ewig. Zu Fragen “Wer machte Gott?” ist ein Kategoriefehler. Man fragt also “Wer schuf das ungeschaffene, ewig existente Wesen?”. Die Frage macht keinen Sinn. Genauso kann man fragen “Wie schmeckt Blau?”, “Wie schwer ist ein Gedanke?” oder “Mit wem ist ein Junggeselle verheiratet?”

Kritik Finetuning

Der aktuelle atheistische “Ausweg” aus dem Fine-Tuning Problem ist die Multiversum Theorie: Es gibt ein Multiversum (evtl. schon immer), das unser Universum hervorgebracht hat. Da es unendliche viele Universen gibt, ist die Wahrscheinlichkeit, das unseres existiert > 0. Probleme:

  1. Das Multiversum wird nie empirsch nachweisbar sein, da wir nicht über den “Ereignishorizont” unseres Universums hinauskommen. Die Falsifizierbarkeit einer Theorie ist eine wichtige Eigenschaft. Leider hier nicht gegeben.
  2. Das Multiversum muss selber gewisse Eigenschaften haben (finegetuned sein), damit es in der Lage ist, ein Universum wie unseres hervorzubringen.
  3. Ein Universum, dass nur aus einem Gehirn besteht ist gigantisch wahrscheinlicher als unser Universum. Wer also an das Multiversum glaubt, müsste konsequenterweise glauben, dass das Universum, dass er wahrnehmt in Wirklichkeit eine Illusion ist. Zitat Stephen Hawking:

    Die Wetten gegen ein Universum wie das unsere, dass aus etwas wie dem Urknall ensteht, stehen haushoch gegen uns. Ich denke es gibt eindeutig religiöse Implikationen.”“

Eine knappe Erläuterung zu den Problemen des Multiversums (englisch) gibt es in dem Artikel Multiverse and the Design Argument.

Antony Flew

Antony Flew gehörte zu den TOP 10 bedeutensten lebenden Atheisten. 2004 hatte er bekannt gegeben, dass er aufgrund der Forschungsergebnisse bei der DNA Theist geworden ist (siehe There Is a God: - How the World’s Most Notorious Atheist Changed His Mind)).

Zitat Antony Flew, 2004:

Es scheint mir nun, dass mehr als 50 Jahre DNA Studium neue und extrem starke Argumente für Design hervorgebraucht haben.

Es ist unglaublich schwierig geworden, überhaupt anzufangen, sich eine naturalistische Theorie für den ersten sich selbst reproduzierenden Organismus auszudenken.

Er nimmt hier also auch dem klassischen Argument der Evolutionisten (“wir brauchen noch mehr Zeit, um eine Theorie zu entwickeln”) den Wind aus den Segeln und fragt hier “Mit welcher Theorie wollt ihr denn jemals kommen?”